BRÜSSEL - Nach Angaben der Nordatlantikvertragsorganisation ist es noch zu früh, um zu entscheiden, ob die Organisation die Tschechische Republik bei der Lieferung von Artilleriemunition an die Ukraine im Rahmen der so genannten Munitionsinitiative ablösen könnte. Die Allianz wartet nun auf die Entscheidung der neuen tschechischen Regierung, ob und wie das Projekt fortgesetzt wird. Dies erklärte ein ungenannter NATO-Beamter.
Die von der Tschechischen Republik im Frühjahr dieses Jahres ins Leben gerufene Munitionsinitiative zielt darauf ab, die Ukraine mit Millionen Stück Artilleriemunition aus nichteuropäischen Quellen zu versorgen. Das Projekt wurde als Reaktion auf den seit langem bestehenden Munitionsmangel der ukrainischen Armee im Krieg mit Russland ins Leben gerufen. Damals vermittelte die tschechische Regierung den Kauf der Munition über eine internationale Koalition von mehr als 20 Ländern, die sich zu einem finanziellen oder logistischen Beitrag verpflichteten. Nach Angaben aus Brüssel war die NATO nicht direkt an dem Projekt beteiligt, da es sich um eine freiwillige Initiative einzelner Mitgliedstaaten außerhalb der Bündnisstrukturen handelte. Dennoch unterstützt das Bündnis das Projekt seit langem als wichtige Ergänzung zu seinen Aktivitäten zur Unterstützung der Ukraine.
Nach den jüngsten Parlamentswahlen in der Tschechischen Republik ist jedoch unklar, ob die neue Regierung die Initiative in der gleichen Form fortsetzen will. "Das Bündnis beobachtet die Situation und wartet die Entscheidung der neuen tschechischen Regierung ab. Erst dann wird es möglich sein, weitere Schritte zu bewerten", sagte der NATO-Diplomat und fügte hinzu, dass die Frage einer möglichen Übernahme des Projekts durch das Bündnis "nicht aktuell" sei. Nach bisherigen Informationen der tschechischen Seite bleibt der logistische Teil der Initiative einsatzbereit, während weitere Aufträge und Zahlungen auf Eis gelegt sind, bis das Kabinett die weitere Finanzierung genehmigt. Zuvor hatten u.a. Deutschland, die Niederlande, Kanada und Dänemark ihre Unterstützung für das Projekt bekundet. Die Ukraine hat wiederholt betont, dass die Lieferung von Artilleriemunition für die Aufrechterhaltung der Verteidigung des Landes von entscheidender Bedeutung ist, insbesondere angesichts der Intensivierung der Kämpfe an der Ostfront.
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