BRÜSSEL/PRAHA - Die Europäische Kommission (EK) hat die Tschechische Republik aufgefordert, die Unterzeichnung eines Vertrags mit Korea Hydro & Nuclear Power (KHNP) über den Bau von zwei neuen Atomblöcken im Kraftwerk Dukovany zu verschieben. Die EK untersucht derzeit, ob das südkoreanische Unternehmen ausländische Subventionen erhalten hat, die den Wettbewerb und den EU-Binnenmarkt verzerren könnten, berichtet CTK unter Berufung auf ein Schreiben von Kommissionsvizepräsident Stéphane Séjourné an den tschechischen Industrie- und Handelsminister Lukáš Vlček.
In dem Schreiben weist die Europäische Kommission auf die neue EU-Verordnung über ausländische Beihilfen hin, die es ermöglicht, die Auswirkungen staatlicher Beihilfen aus Nicht-EU-Ländern auf den europäischen Markt zu untersuchen. Die Kommission hat die Befugnis, große öffentliche Aufträge vorübergehend zu blockieren, wenn sie den Verdacht hat, dass ein Bieter durch ausländische Finanzhilfen unangemessen begünstigt worden sein könnte. Im Fall von KHNP, einem südkoreanischen Unternehmen, gibt es Bedenken, dass es staatliche Beihilfen erhalten haben könnte, die es ihm ermöglicht hätten, ein günstigeres Angebot als seine Konkurrenten abzugeben. Dies könnte den Grundsatz des gleichen Wettbewerbs zwischen den Bietern um den Auftrag untergraben. Die Europäische Kommission fordert die Tschechische Republik daher auf, mit der Unterzeichnung des Vertrags zu warten, bis die Prüfung abgeschlossen ist.
Minister Vlček hat sich noch nicht offiziell zu dem Aufruf geäußert. Die tschechische Regierung betrachtet die Fertigstellung von Dukovany seit langem als ein strategisches Projekt zur Gewährleistung der Energiesicherheit des Landes und als Schlüsselelement für die Verringerung der Emissionen. Die Ausschreibung für die Lieferung der beiden neuen Kernkraftwerke wurde nach einer gründlichen Prüfung an das koreanische Unternehmen KHNP vergeben. Die Kernenergie hat sich in den letzten Jahren wieder als stabile und emissionsfreie Stromquelle etabliert. Die Tschechische Republik plant, ihre Kernkraftflotte in den kommenden Jahrzehnten erheblich auszubauen, nicht nur in Dukovany, sondern auch in Temelin. Die Einbindung internationaler Anbieter ist jedoch ein heikles Thema, insbesondere im Zusammenhang mit den EU-Vorschriften und geopolitischen Interessen.
Die Europäische Kommission wird die tschechischen Behörden in den kommenden Wochen über die Ergebnisse der Prüfung unterrichten. Sollte sich herausstellen, dass das KHNP illegale Subventionen erhalten hat, könnte das Vorgehen der Tschechischen Republik bei der Ausschreibung überdacht werden.
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