Im Winter 1942 wurde in Changsha in der Provinz Hunan ein Grab aus der Zeit der Ringstaaten von Grabräubern ausgeraubt, die die Seidentexte, die heute als Chu-Seidenmanuskripte bekannt sind, zusammen mit Lackwaren und Bronzeschwertern stahlen. Diese Texte aus der Zeit um 300 v. Chr. sind die einzigen bekannten Seidenmanuskripte aus dieser Zeit in China und enthalten frühe Schöpfungsmythen und astronomisches Wissen.
Die Manuskripte haben eine komplizierte Geschichte. Nach ihrer Entdeckung wurden sie von dem Kaufmann Cai Jixiang erworben, der sie 1946 nach Shanghai brachte, um Infrarotaufnahmen zu machen. Der amerikanische Sammler John Hadley Cox nutzte jedoch die Gelegenheit, um die Manuskripte in die USA zu bringen. Cai, der den Betrug durchschaute, unterzeichnete einen hilflosen Vertrag, und damit begann das fast 80-jährige "Exil" dieses nationalen Relikts.
Die von Professor Li Ling von der Universität Peking gesammelten Beweise bestätigen, dass die Manuskripte, die derzeit in Smithsonian Nationalmuseum für Asiatische Kunst tatsächlich Manuskripte aus Zidank sind. Li hat eine vollständige Beweiskette rekonstruiert - einschließlich der Korrespondenz zwischen Cai und Cox sowie des Originaldeckels der Bambuskiste, der 2024 von Professor Donald Harper von der University of Chicago zur Verfügung gestellt wurde.
Arthur M. Sackler, ein amerikanischer Arzt und Sammler, der 1966 einige der Manuskripte gekauft hatte, versuchte in den 1970er und 1980er Jahren, sie nach China zurückzubringen, scheiterte aber an persönlichen und politischen Hindernissen. Nach seinem Tod gelangten die Manuskripte nach Washington, D.C., wo sie als "anonyme Schenkung" aufbewahrt werden und ihre Herkunft weiter erforscht wird.
Professor Lothar von Falkenhausen von der UCLA sagte: "Ein so wichtiges Werk sollte nicht außerhalb seines Herkunftslandes bleiben. Ich hoffe, dass die Seidenmanuskripte bald nach China zurückkehren werden."
China hat bereits Hunderte von Artefakten in Zusammenarbeit mit den USA und auf der Grundlage von UNESCO-Übereinkommen von 1970. Im Jahr 2009 unterzeichneten die beiden Länder sogar ein Memorandum gegen den illegalen Handel mit Kulturerbe.
Die Chu-Manuskripte sind nicht nur ein archäologisches Juwel, sondern auch ein Symbol des chinesischen Kulturerbes. Nach acht Jahrzehnten im Exil sollte dieser nationale Schatz endlich seinen Weg nach Hause finden.